Der Dichter

Da verstehe einer die Spezies der Dichter
Zärtlich beschreiben sie die Gesichter
geliebter Frauen, die sie schon verloren
von Mädchen, leider noch nicht geboren,
von Schönen, hingelegt in heißen Träumen,
auf Seidenkissen in blau getünchten Räumen,
Lamentieren mit sehnsuchtsvollen Worten
Über Einsamkeit an geheimen Orten.
Zeigen ihre Seele dürstend mit Verlangen
Nach roten Mündern und Lockenspangen
Sei’s Dante A. mit seiner Beatrice
(das war nun wirklich keine Caprice)
Sei’s Brecht mit seiner Marie A,
(er liebte mehr die Wolke, das ist klar)
Sei’s Werthers, ach nein, Goethes Lotte
Umsonst geliebt bis in des Grabes Rotte
Geliebte nah, Geliebte fern, Geliebte hier, Geliebte dort
nie ist die rechte Frau am rechten Ort.
Sehnsucht, Einsamkeit und Lebensschmerz,
lassen es erschauern, das weibliche Herz.
Dem Dichter scheint’s der Quell der Kreativität
Wir folgen ihm in ergriffener Pietät.
Dann triffst du einen Dichter in Realität,
der poetisch seine Einsamkeit nicht versteht
der, wie die meisten Dichter, die man so kennt
seine Seele in Sehnsucht nach Liebe verbrennt.
Du nimmst ihn beim Wort, den armen Mann
denkst, dem zeig ich, was die Liebe so kann
gestehst nun selbst im Wörterschwall
gefühlte Liebe und hoffst auf innigen Widerhall.
Doch weit gefehlt, du triffst nicht sein Herz,
plötzlich kennt der Indianer keinen Schmerz.
Du selbst verfängst dich in lyrischen Maschen
Indes, der Dichter steigt, wie Phönix aus den Aschen,
Ins Reich der Poesie hinauf und winkt zurück
strebt weiter nur in der Dichtung nach seinem Glück.

Drum rat ich euch, ihr gefühlvolle Frauen
Euch die Dichter sehr genau anzuschauen.